Kurzzeitfasten verbessert offenbar die Lebensqualität von Frauen während der Chemotherapie und lässt sie die Therapie besser vertragen. Das ist das Ergebnis einer Pilotstudie eines Berliner Ärzteteams um Stephan P. Bauersfeld und Professor Dr. med. Andreas Michalsen mit 50 Patientinnen mit Brust- oder Eierstockkrebs1. Die Frauen begannen 36 Stunden vor Beginn der Chemotherapie und beendeten das Fasten 24 Stunden nach Ende der Chemotherapie, bestehend aus sechs Behandlungszyklen. Während des Fastens durften die Patientinnen jeden Tag Wasser, Kräutertee sowie Gemüsesaft und Gemüsebrühe mit höchstens 350 Kilokalorien (kcal) zu sich nehmen. Laut Studie vertrugen die Frauen das Kurzzeitfasten gut, die Lebensqualität war weniger stark beeinträchtigt als in der Vergleichsgruppe ohne Fasten. Zudem sei während der ersten Woche nach der Chemotherapie eine Fatigue vermindert worden.
Schon 2015 war eine Pilotstudie aus Berlin zu dem positiven Ergebnis gekommen, dass kurzzeitiges Fasten sicher ist und Nebenwirkungen am Blutbild abschwächen kann. Bei den fastenden Frauen hatten sich z. B. die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) schneller erholt2.
In der Naturheilkunde hat sich das Fasten als Heilfasten im Sinne einer Reinigung und Ent-giftung des Körpers bewährt. Es kann auch als Umstellung auf eine gesunde Ernährung sinnvoll sein, auch und gerade für Krebspatienten. „Ob Fasten bei einer Krebserkrankung hilfreich ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab“, sagt Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. (GfBK) in Heidelberg. Bei stark ausgeprägter körperlicher Schwäche oder Gewichtsabnahme rät die GfBK eher vom Fasten ab. „Eine Fastenkur, die länger als vier Tage dauert, bedarf auch bei Gesunden einer professionellen Begleitung, bei Krebspatienten erst recht.“
Dr. med. Anette Jänsch, Mitautorin der Berliner Studie von 2018, hält das Intervallfasten für eine sinnvolle Ergänzung zum Kurzzeitfasten. Dabei wird eine Essenspause von 14 bis 16 Stunden eingehalten, etwa zwischen Abendessen und Frühstück… Die Wirkung längerer nüchterner Phasen hatten Forscher aus San Diego an 2413 Brustkrebspatientinnen in der „Women’s Healthy Eating and Living“-Studie untersucht3. Das Ergebnis: Bei Frauen, die länger schlafen und mehr als 13 Stunden nüchtern sind, war im Frühstadium das Risiko um 36 Prozent reduziert, erneut an Brustkrebs zu erkranken.
Krebszellen scheinen durch Fasten angreifbarer zu werden. In Tierversuchen zeigte ein Forscherteam um Prof. Valter Longo in Los Angeles, dass Chemotherapie bei Mäusen wirksamer war, wenn sie zwei bis drei Tage vorher nichts zu fressen bekamen4. Grund ist laut Valter Longo die „differentielle Stressresistenz“. Gesunde Zellen und Tumorzellen reagieren unterschiedlich auf den Zuckermangel bei einer längeren Kalorienreduktion. „Eine gesunde Körperzelle ist evolutionsgemäß auf Hungerzeiten eingerichtet und verlangsamt dann ihren Zellteilungszyklus. Sie wechselt sozusagen in den Sparmodus und zeigt sich stressresistent“, sagt Dr. med. Annette Jänsch. Tumorzellen hingegen reagieren auf Zuckermangel mit Stress und seine leichter durch Chemotherapeutika angreifbar.
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