340 Millionen weltweit, allein 4 Millionen in Deutschland - wir sprechen von Menschen mit Depressionen oder depressiven Störungen - über die man aber lieber nicht spricht. Gerade mal ein gutes Drittel der Betroffenen äußerst sich dazu offen über seine Probleme, denn nach wie vor halten Scham und Angst vor Stigmatisierung viele davon ab, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen. Was folgt, ist ein langer Leidensweg, der im schlimmsten Fall im Selbstmord endet. Aufklärung ist daher besonders wichtig.
Ein sich hartnäckig haltender Mythos ist die Behauptung, dass die Depression keine echte Krankheit sei. Im selben Atemzug wird Betroffenen meist vorgeworfen, sie seien einfach nur traurig und sollten sich mal zusammenreißen. Die Wahrheit lautet, dass die Depression eine ernstzunehmende psychische Erkrankung ist, die oftmals nur mit Hilfe einer professionellen Behandlung überwunden wird. In einer depressiven Phase sind Betroffene Gefangene ihrer negativen Gedanken und leiden neben psychischen auch unter körperlichen Symptomen.
Eng verknüpft mit Mythos Nummer Eins ist der Glaube, eine Depression könne durch etwas Willenskraft einfach abgelegt werden. Wenn es so einfach wäre, würden nicht Millionen von Menschen unter einer depressiven Störung leiden. Erschwerend hinzu kommt, dass die Depression häufig zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen wie der Borderline Persönlichkeitsstörung oder Suchterkrankungen auftritt.
Antidepressiva sind nicht die Wunderheilmittel, für die viele Menschen sie halten. In einer schweren depressiven Phase kann eine medikamentöse Behandlung sehr sinnvoll sein, um die betroffene Person zu stabilisieren und für eine Psychotherapie empfänglich zu machen. Die Behandlung mit Medikamenten greift allerdings nur auf der biologischen Ebene ein. Tatsächlich liegen die Ursachen der Depression oftmals auf der Verhaltensebene oder haben familiäre sowie soziale Hintergründe.
Das Vorurteil, Menschen mit Depression hätten mentale Defizite und Schwächen, trägt maßgeblich dazu bei, dass Depressive sich für ihre Erkrankung schämen. Tatsächlich scheint das Gegenteil zuzutreffen: Menschen von hoher Intelligenz sind statistisch gesehen anfälliger für eine Depression. Der Wissenschaftler Charles Darwin, der Philosoph Sören Kierkegaard und der 16. US-Präsident Abraham Lincoln gehören zu den berühmten Intellektuellen, die mit Depressionen zu kämpfen hatten.
Der Mythos, Frauen seien anfälliger für eine Depression als Männer, basiert auf der simplen Tatsache, dass Frauen offener über ihre Gefühle sprechen und sich eher Hilfe suchen. Laut Statistik erkranken Frauen doppelt so häufig an einer Depression wie Männer. Diese Statistik lässt jedoch die Dunkelziffer außer Acht. Männer tendieren dazu, im Stillen zu leiden und die Erkrankung nicht als solche anzuerkennen.
Die Depression hat ganz klar eine biologische oder genetische Komponente. Allerdings bedeutet das nicht automatisch, dass Kinder von depressiv Erkrankten auch eine Depression entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken liegt für die Kinder von depressiven Eltern bei 10-15 Prozent. In den meisten Fällen sind jedoch das soziale Umfeld, die Erziehung und die gesammelten Erfahrungen ausschlaggebend für die Entwicklung der Depression.
Es stimmt, dass traumatische Erlebnisse wie der Tod eines Elternteils oder einer anderen nahestehenden Person, Misshandlungen oder auch der Verlust einer Arbeitsstelle die Entwicklung einer Depression begünstigen. Jedoch ist es ebenso möglich, völlig unerwartet an einer depressiven Störung zu erkranken.
In der westlichen Welt hält sich der Glaube, dass Menschen in ärmeren Ländern häufiger depressiv sind. Das Gegenteil trifft zu: Die Zahl der Depressiven ist am höchsten in Ländern wie den USA, Frankreich und Japan. Der enge familiäre Zusammenhalt in Entwicklungsländern stellt eine Art Schutzmechanismus dar. Die Depression diskriminiert nicht zwischen Arm und Reich und so gilt der Spruch: Geld macht nicht glücklich.
Fakt ist: Menschen mit einer schweren Depression haben ein höheres Selbstmordrisiko. Suizid gilt unter den 15- bis 35-Jährigen mit einer Depression als zweithäufigste Todesursache. Bei einer leichten bis mittelschweren Depression treten suizidale Gedanken dagegen selten auf. Dass einem Selbstmord immer eine Depression vorausgegangen sein muss, ist ein Mythos. Lebenskrisen wie finanzielle oder persönliche Verluste, Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit, psychische Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen und chronische Schmerzen, können ebenfalls zu Selbstmord führen.
Aus unerklärlichen Gründen hält sich der Mythos, dass die Depression sich verschlimmert, wenn Betroffene darüber sprechen. In diesem Zuge fällt oft der Satz, man solle doch bitte nicht so im Selbstmitleid schwimmen. Tatsächlich ist Reden im Falle eine depressiven Störung die beste Medizin. Wer offen über seine Probleme, Gedanken und Gefühle spricht, kann Feedback und Denkanstöße erhalten, die dabei helfen aus der Depressionsspiral auszubrechen. Aus diesem Grund sind Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie besonders effektive Behandlungsmethoden.
Gespräche mit einem Psychologen sind ein wichtiger Bestandteil der Online-Kurse gegen Depression von Selfapy, dem ersten Online-Selbsthilfeportal bei Depressionen und psychischen Erkrankungen. Die geleitete Selbsthilfe kann ein erster Schritt für Depressive sein, die sich aufgrund der erwähnten Mythen noch nicht zu einem Arzt oder Therapeuten getraut haben, oder die noch auf einen Therapieplatz warten.
Wer immer sich angesprochen fühlt, sollte nicht länger zögern - sondern handeln!
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