Sie ist so weit verbreitet wie unbekannt: Endometriose, die unkontrollierten Wucherungen in Gebärmutter und unterem Bauchraum, die vielen Frauen vor allem währen der monatlichen Regelblutung teilweise unerträgliche Schmerzen bereiten. Während des monatlichen Zyklus verändert sich die Schleimhaut der Gebärmutter, medizinisch als Endometrium bezeichnet. Im Normalfall wird das Endometrium mit der Regelblutung vom Körper entfernt. Dabei kommt es häufig auch zu Verschleppung von Schleimhaut und Blut über die Eileiter in den Körper hinein. Dabei kann es zu Wucherungen dieser Zellen außerhalb der Gebärmutter kommen. Die Folgen sind neben Gewebeblutungen teilweise krampfartige Schmerzen, Bildung von Narbengewebe und Vermehrung im gesamten unteren Bauch- und Beckenbereich. Dies nennt man Endometriose und kann neben der Gebärmutter auch Eileiter, Eierstöcke aber auch andere Organe wie Darm und Harnblase betreffen.
Monatlich auftretende Schmerzen müssen nicht zwangsläufig von der Regelblutung kommen – und hier beginnt die Problematik von Endometriose-Betroffenen. Denn noch immer werden die auftretenden Schmerzen auch von behandelnden Ärzten dem monatlichen Zyklus zugeschrieben und der Ratschlag „da muss man halt durch“ ist leider gar nicht selten zu hören. Nein, da muss man nicht durch – das gehört abgeklärt und zwar sorgfältig. Und wenn der eigene Arzt das nicht will oder kann, dann braucht es die berühmte Zweitmeinung, ehe man sich unbehandelt damit abfindet! Einziger Vorteil der Erkrankung: Sie ist gutartig und zeitlich begrenzt: Selten tritt sie vor der ersten Regelblutung oder noch nach den Wechseljahren auf. Doch die Zeit dazwischen kann für die Betroffenen einem immer wiederkehrenden Gang durch die Hölle gleichen!
Warum und wie stark diese Gebärmutterwucherungen auftreten und wen sie befallen, ist noch immer weitgehend unerforscht. Vermutlich hängt es mit dem eigenen Hormonhaushalt, den eigenen Immunabwehrkräften und natürlich auch mit genetischen Dispositionen zusammen. Großteils sind das jedoch alles nur Vermutungen, da die wissenschaftlichen Belege dafür noch sehr dürftig sind.
Fest steht hingegen, dass die Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut einerseits zu Verklebungen, andererseits zu Entzündungen und mit Blut gefüllten Blasen, den sogenannten Zysten führen. Diese Verklebungen beeinträchtigen nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern mitunter auch das Sexualleben der Betroffenen. Es besteht also mehr als nur ein Grund, die Ursachen der auslösenden Beschwerden ärztlich abklären zu lassen. Eine sorgfältige gynäkologische Untersuchung inkl. Ultraschall gehören zur Abklärung der Endometriose ohne Wenn und Aber.
Bei unklarem Befund wird der behandelnde Arzt eine Laparoskopie, d. h. eine Bauchspiegelung empfehlen. Doch über diesen Eingriff sollte nicht nur der Arzt, sondern auch die Patientin entscheiden. Denn dabei handelt es sich um einen unter Narkose durchgeführten operativen Eingriff zur Abklärung, ob und wie viele Endometriose-Herde vorhanden sind.
Ausmaß sowie Größe und Verbreitung der Endometriose-Herde beurteilt man durch verschiedene Stadien:
Im Zuge der Laparoskopie werden die gefundenen Herde entweder biopsiert oder möglichst komplett entfernt.
Doch leider bringt dieser Eingriff nicht immer den gewünschten Erfolg, wie uns der Tiroler Gynäkologe und Endometriose-Forscher Peter Widschwendter erklärte. Einerseits werden häufig nicht alle Herde sorgfältig entfernt andererseits verbleibt die Gebärmutter – die ebenfalls mit Endometriose betroffen ist – im Körper und die Schmerzen können weiter verbleiben. Und man weiß heute, dass ca. 2/3 der Patienten auch nach dem Eingriff nicht komplett schmerzfrei sind oder nach einer schmerzfreien Phase wieder mit Schmerzen zurückkommen. Allerdings, so Prof. Dr. Widschwendter tritt mitunter auch der bekannte Placebo-Effekt auf.
Gute Erfolge erzielt man mit Hormonpräparaten wie GnRH-Analoga oder auch der Antibaby- Pille, allerdings haben diese (neben anderen Nebenwirkungen) den Nachteil eine Schwangerschaft in aller Regel auszuschließen. Für viele junge Frauen, die die Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben, in den meisten Fällen daher keine wirkliche Alternative.
Gegen die auftretenden monatlichen Schmerzen gibt es natürlich unzählige Schmerzmittel, die mehr oder weniger gut helfen und selten ganz ohne Nebenwirkungen sind. Hilfreich können aber auch gute Psycho- und/oder Physiotherapien sein. Beide werden im Zuge einer Laparoskopie in der fast immer verordneten Anschluss-Reha angeboten. Auch eine Ernährungsumstellung, Yoga, reichlich Bewegung und Stressreduktion können durchaus hilfreich sein. Für Akupunktur, Nahrungsergänzungsmittel oder pflanzliche Heilmittel gibt es keine Nachweise oder wissenschaftliche Studien. Aber auch bei diesen Therapien hilft nicht selten der Placebo-Effekt - zumindest für eine Zeitlang. Und das ist ja auch schon eine Hilfe!