Cannabis in der Medizin. Bis vor kurzer Zeit unvorstellbar. Galt das Kraut der Hanfpflanze doch fast ausschließlich als gefährliche Einstiegsdroge und ihre Konsumenten als „Kiffer“. Dabei setzten viele Kulturen der Erde Cannabis seit Jahrtausenden als Heilpflanze ein. Neuerdings verschreiben Ärzte medizinischen Cannabis und Apotheker bieten ihn an. Jetzt also „Rausch auf Rezept“? Keineswegs.
Hat sich alles geändert? Ist Cannabis jetzt „total legal“? Nein. Nach den Paragrafen 29 ff Betäubungsmittelgesetz stellt es immer noch ein verbotenes Rauschgift dar. Neu ist: Seit 2017 gilt eine Ausnahme, das Gesetz „Cannabis als Medizin“. Dazu wurde eine staatliche Cannabis-Agentur ins Leben gerufen. Sie prüft und kontrolliert Anbau, Inhaltsstoffe, Qualität und Verarbeitung. Das pharmazeutisch geprüfte Cannabis enthält somit auch keine Streckmittel. Es stammt von Pflanzen, die in Deutschland angebauten werden, oder aus kanadischen und niederländischen Importen.
Apotheken die sich auf Medizinisches Cannabis spezialisiert haben, bieten ein breites Spektrum an Präparaten aus der Hanfpflanze. Kunden haben oftmals die Möglichkeit ihr Rezept auch online einzureichen.
Die präziseren Bezeichnungen für medizinisches Cannabis lauten Cannabis-Arznei, Medizinalcannabis oder cannabidiol- , cannabis- bzw. cannabinoid-basierte Medikamente, kurz CAM. Für die Medikamente werden Wirkstoffe aus der Pflanze isoliert, insbesondere CBD und THC. Zusätzlich oder alternativ enthalten manche Produkte cannabisähnliche Wirkstoffe, die sich in Laboren herstellen lassen.
Cannabis enthält Hunderte von bekannten Inhaltsstoffen. Die wesentlichsten zwei, denen die Heilwirkungen zugeschrieben werden, sind Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC). Sie weisen unterschiedliche chemische Zusammensetzungen auf.
Zu dieser Frage „wie wirkt medizinisches Cannabis“ sind viele Studien in Arbeit, von denen aber erst wenige Ergebnisse als qualitativ hochwertig gelten. Noch ranken sich vor allem Mythen und Legenden um die Heilwirkung. Immerhin – erste Resultate erscheinen vielversprechend. Über einige dieser Studien berichteten unter anderem das Ärzteblatt und der TK-Report der Techniker Krankenkasse.
Folgende Wirkungsweisen werden den Inhaltsstoffen in den Studien zugeschrieben: THC sorge für den psychoaktiven Rauschzustand und euphorisiere, mache also „high“. Es wirke aber auch schmerzlindernd, krampflösend, schlaffördernd, appetitanregend sowie gegen Übelkeit und Brechreiz. CBD, so viele Beobachtungen, wirke ebenso schlaffördernd und krampflösend, aber auch angstlösend und entzündungshemmend. Laut derzeitiger Erkenntnisse kann es die psychoaktive Wirkung von THC abmildern. Als Einsatzgebiete gelten beispielsweise Anorexie bei HIV, chronische Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapien, MS-Spastizität durch die krampflösende Wirkung sowie Gewichtsverlust durch Appetitanregung.
Je nach Indikation verschreiben Ärzte beispielsweise 20/1-Medikamente mit 20% THC und 1% CBD 1% oder 1/12-Medikamente, bei denen CBD mit 12% den dominanten Wirkstoff bildet. Medizinisches Cannabis wird entweder zum Inhalieren mit Vaporisatoren oder zur oralen Einnahme durch Tropfen oder Kapseln angeboten. Beim Inhalieren lässt die Wirkung sich oft bereits nach 30 Minuten beobachten, aber nach wenigen Stunden nachlassend. Bei Tropfen oder Kapseln entfalten die Inhaltsstoffe erst nach ein bis zwei Stunden Verdauung und Stoffwechsel ihre Wirkung. Diese kann aber bis zu acht Stunden anhalten.
CBD
Cannabidiol
Schmerztherapie
THC