Heute ist der vierte volle Tag vorbei, an dem ich im PARK IGLS zur F.X. Mayr De-Stress und Resilienz-Aufbau-Kur bin. Der schöne Park mit altem Baumbestand und frühlingshaftem Grün, mit plätschernden Wasserfällen und duftendem Flieder tut bereits seine Wirkung, ebenso wie die zahlreichen Anwendungen und Therapiebehandlungen… Aber der Reihe nach.
Schon die Anfahrt nach Igls, hoch über Innsbruck gelegen, lässt einen den Alltag im Lockdown, die langen Monate zuhause mit zu wenig Bewegung und zu viel Essen und Alkohol, langsam vergessen. Über gewundene Bergstraßen in traumhaftem Alpen-Panorama geht es hoch zum historischen Haus, welches in seiner lebhaften Vergangenheit schon vielen Zwecken gedient hat und nun als „Medical spa“ der feinsten Klasse den Gästen Ruhe und körperliche Erholung verspricht.
Begrüßt werde ich von dem sehr herzlichen, zumeist Tiroler Personal, und gleich mit einem gesunden Willkommens-Cocktail aus Fruchtsaft (aber nicht zu süß!) willkommen geheißen. Die Einzelzimmer sind geräumig und sehr hochwertig ausgestattet mit begehbarer Dusche, mehreren Kissenoptionen, separatem WC etc. Sie blicken auf den Park oder auf die Nordkette des Karwendels.
Es folgt eine Erstuntersuchung durch das sehr kompetente medizinische Fachpersonal, in meinem Fall Frau Dr. Brunhuber. Die „original Tiroler“ Ärztin ist freundlich, effizient und höchst kompetent. Sie erkennt sofort meine diversen Beschwerden und schließt darüber auf noch weitere. Ein umfangreiches Behandlungsprogramm entsteht. Gleichzeitig rät sie mir von einer teuren, aber im Endeffekt nicht notwendigen Zusatzanwendung, über die ich mich erkundige, ab. Das findet man auch nicht überall!
Im Laufe der Woche wird Frau Dr. Brunhuber mich noch zweimal sehen – einmal zu einer Bauchmassage und zur Abschluss-Untersuchung. Die Bauchmassage ist zunächst ungewohnt, nach etwas Entspannung und Atmen wird sie angenehm und am nächsten Tag zeigt sich ein deutlicher Effekt im insgesamt runderen, weniger harten und verkrampften Bauchgefühl. Auch wird Frau Dr. Brunhuber sich im Laufe meines Aufenthaltes immer wieder mit ihren Kolleg*innen zu meinen Fortschritten besprechen, so dass ein wirklich holistisches Konzept entsteht zwischen Osteopathie, Crano-Sacral-Therapie, Gesprächstherapie und der medizinischen Behandlung.
Nicht zuletzt ist dies eine Kur, die im Sinne der bewährten Mayr-Diät steht. Daher soll auch dem Thema Diät und Essen gebührend Beachtung geschenkt werden. Fällt am ersten Tag das alleine essen noch schwer, ist es noch ungewohnt, ein Stückchen Brot 30x zu kauen und einzuspeicheln, findet man es noch seltsam dass man zum Essen nur sehr wenig trinken soll (30 min vorher, während und bis zu 1 Stunde nachher) und sind die Portionen in Stufe 2 der klassischen Anti-Mayr Diät mit Eiweißzulage doch recht klein… so merkt man schnell, dass 30x kauen tatsächlich über einige Tage hinweg der Verdauung hilft und sich der Darm etwas entlasten kann; dass man wirklich nicht solch große Portionen zum Wohlfühlen braucht sondern, mit genügend Muße gegessen wirklich viel schneller satt wird wenn man nicht schlingt; dass man ohne zusätzliches Salz die verschiedenen Aromen der Gemüse und Kräuter viel besser schmeckt und das Essen alles andere als „fad“ dadurch wird; dass Kräuter überhaupt ein Wundermittel auf jeder Speise sind die uns nicht nur zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe bringen können sondern einfach schön aussehen und gut schmecken; dass viel Trinken zum Essen nicht notwendig ist (wenn man gut kaut) und man die gewünschten 2-3 Liter pro Tag auch zwischen den Mahlzeiten schaffen kann; und dass man sich insgesamt leichter, befreiter und wohler im Körper fühlt. Ab und an am Nachmittag kommt ein kleiner Heißhunger… wohl dem all jenen, die diesem Gefühl nicht nachgeben, sondern es mit Tee oder Basenbrühe überbrücken. Man merkt schnell, dass man eben nicht das kleine Stückchen Torte oder Schokolade braucht, um über die Runden zu kommen. Dafür helfen auch die sog. Bittertropfen, eine Mischung aus verschiedenen ätherischen Ölen und Gewürzen die vor dem Essen einzunehmen sind und dem Magen-Darm-Trakt beim Entgiften helfen. Gleichzeitig sei gesagt, dass das Werk von Küchenchef Markus Sorg auf sehr hohem Niveau liegt, die Portionen auf feinem Geschirr und Leinen auch für das Auge schön angerichtet sind und vorzüglich schmecken.
Vor oder nach dem Frühstück startet der Morgen im Park Igls in der Regel mit Kneipp-Anwendungen. Lässt sich dies anfangs langweilig an… hinsetzen, Füße in warmes Wasser halten, in kaltem Wasser waten, das ganze 3x, so what? ABER dann… bei den 5 Minuten waten im warmen Wasser wird einem zwangsweise wohlig warm. Man entspannt sich! Das kalte Wasser hingegen ist wirklich kalt, genauer gesagt eiskalt, und drei Runden genügen um die Füße leicht taub werden zu lassen. Diese dann in warmes Wasser getaucht ist eine herrliche Erfrischung, und 3x das Ganze weckt Tote auf. Kreislaufanregend im wahrsten Sinne des Wortes! Danach folgt ein Leber-Dunstwickel, eine simple doch sehr effiziente Methode zur Steigerung der Entgiftungsleistung der Leber, bei dem man sich wunderbar entspannen kann.
Ach, der arme Leib: wer ins Park Igls Hotel kommt mit Rückenschmerzen wie ich, der wird sich freuen auf warme Moorpackungen, die im Gegensatz zu Fango noch zusätzlich positive entgiftende Aspekte haben; auf die Leber eine warme Honigwabe oder den frisch duftenden Heusack, das Ganze wohlig schwebend auf einem Wasserbett und eingepackt in frisch duftende Leinentücher. So fühlt man sich rundum wohl, die Muskeln werden herrlich vorbereitet auf eine Massage im Anschluß.
Als Rückenschmerz-Patient mit Auswirkungen auf die Ohren hatte ich das Glück, in den Genuß mehrerer Osteopathie-Anwendungen bei Mina und mehrerer Crano-Sacral-Anwendungen bzw. Fußreflexzonenmassagen bei Christine zu kommen. Wo anfangen in der Beschreibung? Die genauen Wirkmechanismen beider Praktiken entziehen sich meiner Kenntnis, insbesondere die Crano-Sacral wirkt eher wie ein sanftes Handauflegen (sehr entspannend!) Beide Therapeutinnen sind sehr interessiert an meinen exakten Beobachtungen des Schmerzes, auch wie sich dieser über die Zeit meines Aufenthaltes verändert. Ohne dass ich genaue Weisungen gebe, spüren sie anscheinend während der Behandlung, wo es zwickt und zwackt und gehen an die genau richtigen Stellen. Besonders in guter Erinnerung bleiben, neben dem Gesamteffekt – dazu mehr – die Behandlung der Ohren und der Füße. Dass eine Ohrmassage so intensiv und gleichzeitig wohltuend sein könnte, das hätte ich nicht gedacht. Dass die Füße das Ende zahlreicher Nervenbahnen im Körper sind und man daher über die Füße auch den Rücken und den Hals und den Kopf und vieles andere im Körper behandeln kann, ja das weiß man. Doch selten, Shanghai inklusive, habe ich eine so intensive Fußmassage wie von Christine erlebt, die Punkte drückt, von denen ich nicht wußte dass sie existieren. Am Ende des Aufenhaltes, nach 3 Osteopathie und 2 Crano-Sacral Behandlungen, kann ich das erste Mal seit einem halben Jahr wieder Rückenbeugen und -Streckungen ohne Schmerzen machen. Immer noch spüre ich den Schmerz nach einem langen Tag, nach etwas mehr Sport, doch immerhin weiß ich jetzt, dass schmerzfrei geht und wieder kommen kann mit der richtigen Behandlung und Übung!
Igls liegt auf einem sonnigen Hochplateau über Innsbruck, inmitten einer prächtigen alpinen Landschaft und voller Zacken und Grate zwischen 2000 und 3000 m, bis weit in den Frühling hinein verschneite Berggipfel wo man nur hinschaut. Es gibt zig Wanderwege direkt aus der Hoteltür heraus, und auch das Park Igls bietet jeden Tag Spaziergänge, Nordic Walking und andere Touren in freier Natur an. Allein für diese Landschaft könnte man zum heilsamen Entspannen her kommen. In Kombination mit dem Indoor-Sport-Angebot – von Aqua Fit über Yoga über Pilates über Stretching und Morgengymnastik – wird selbst der größte Bewegungsmuffel inspiriert und kann quasi gar nicht mehr nein sagen. Auch bedeutet das umfangreiche Angebot der Beschäftigung, von Sport über sehr spannende Vorträge zu Stress-Management, Resilienz, Krankheiten, dass man sich auch alleine nicht einsam fühlen wird und schnell ins Gespräch mit anderen Gästen kommen wird, sofern man das denn will.
Denn in der Tat muss jeder Gast für sich entscheiden, ob er/sie lieber in Muße und eher alleine / ruhig seine Kur zur Reflexion nutzen will, oder sich doch eher nach Geselligkeit sehnt. Ein Weg, dies festzustellen, sind die im Packet inkludierten Gesprächstherapien, in meinem Fall mit Mag. Thomas Blasbichler. Ein einfühlsamer, klinisch erfahrener Südtiroler Psychotherapeut mit eigener Praxis in Innsbruck, der schon seit mehreren Jahren im Park Igls tätig ist und neben den persönlichen Gesprächen auch spannende Vorträge zu Resilienz und Stressmanagement anbietet. Es sei gesagt dass die beiden Sitzungen mit Mag. Blasbichler viele Fragen aufwerfen und zum Nachdenken anregen; auch konkrete Strategien werden geboten, die man nach Hause mitnehmen kann. Trotz der Kürze der Zeit eine tiefgreifende Ergänzung des medizinischen und kur-basierten Angebotes, welches gerade wenn man sich resilienter nach der Corona-Krise aufstellen möchte, unbedingt ernsthaft und mit offenem Geist angenommen werden sollte!
Es fällt einem wirklich nicht viel ein, was das Park Igls überhaupt besser machen könnte. Zwei konkrete Tipps möchte man an dieser Stelle doch mitgeben.
Sicherheit: Nicht wenige der Kurgäste sind betagteren Alters und nicht mehr so ganz stabil auf den Beinen. Geraden jenen Gästen könnte man neben den bequemen aber wenig standfesten Hauspatschen ein paar stabilere Bade- oder Hausschuhe (Birkenstock, Crogs und ähnliches) anbieten bzw. bitten mitzubringen, um die Gefahr von ungewollten Unfällen zu reduzieren.
Entspannung und Internet: Das Haus verfügt über schnelles Wifi in allen Ecken. So kann man seine Kur wunderbar mit einem gelegentlichen Telefonat oder Videocall nach Hause – aber auch in die Arbeit - verbinden. Da wir jedoch alle heutzutage viel zu viel an unseren Smartphones und auf Social Media hängen und diese nachweislich nicht nur süchtig, sondern auch krank machen, wäre es zu überlegen ob die medizinische Leitung zu Beginn eines Kuraufenthaltes nicht zu größtmöglicher Abstinenz vom Handy anraten könnte. Tipps und Empfehlungen, wie man einen möglichst handy-freien Aufenthalt am besten vorbereitet (z.B. in der Arbeit mit einer passenden Vertretung und klarer Kommunikation) könnte man schon vor Anreise an die Gäste schicken. Das Haus könnte für Gäste eine Handy-Aufbewahrung anbieten, die dabei hilft die persönliche Disziplin aufzubringen, z.B. nur eine markierte Stunde am Tag an sein Gerät zu gehen. Dies könnte den insgesamten Entspannungseffekt erhöhen.
Insgesamt resultierend ein erfrischtes, neues Körper- und Seelengefühl! Danke, liebes Team Park Igls! Ich werde sehr gerne wiederkommen!