Das nur 300 g schwere, in etwa faustgroße menschliche Herz schlägt durchschnittlich 70-mal pro Minute und hält unseren Organismus am Leben. Da es einen Hohlraum umschließt, spricht man beim Herz auch von einem Hohlorgan. Pro Herzschlag pumpt es ungefähr 100 Milliliter Blut in den Körperkreislauf.
Die Herzscheidewand trennt es in eine linke und eine rechte Hälfte. Jede Hälfte umfasst eine Herzkammer mit je einem Vorhof. Vorhöfe und Kammern werden von den Herzklappen getrennt. In der linken Herzhälfte befinden sich die Aorten- und die Mitralklappe, in der rechten Hälfte die Pulmonal- und die Trikuspidalklappe. Alle Klappen haben die Funktion von Ventilen, die verhindern, dass das Blut in die falsche Richtung fließt.
Mitral- und Trikuspidalklappe zählen zu den Segelklappen. Die Mitralklappe bildet die Verbindung zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer, die Trikuspidalklappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer. Durch das Öffnen und Schließen der Segel, die über Sehnenfäden an der Herzkammer befestigt sind, sorgen die beiden Klappen dafür, dass das Blut nur vom Vorhof in die Herzkammer und nicht wieder zurück fließt.
Leider funktioniert dieses ausgeklügelte Zusammenspiel zwischen Herzschlag, Klappen und Segeln funktioniert allerdings nicht immer reibungslos. Nicht nur angeborene Fehlbildungen, auch Infekte oder Alterserscheinungen können die Funktion der Mitral- und Trikuspidalklappe beinträchtigen. Die beiden wichtigsten Erkrankungen dieser Klappen sind eine Stenose und eine Insuffizienz. Während bei der Stenose die Öffnung der Klappe verengt ist und sich die Herzkammer nicht mehr ausreichend mit Blut füllt, schließen bei der Insuffizienz die Klappensegel nicht mehr vollständig, wodurch der Blutfluss gestört wird.
Besonders betroffen von diesen Fehlfunktionen, die sich meist schleichend entwickeln, sind ältere Menschen über 75.
Folgende Symptome sind typisch für Mitral- oder Trikuspidalklappen-Insuffizienz:
• allgemeine Erschöpfung
• Gewichtszunahme
• Oberbauchschmerzen
• Leber- und Halsvenenstauungen
• Ödeme an den Gliedmaßen
• Wasseransammlungen in der Bauchhöhle
Unbehandelt können Komplikationen wie Vorhofflimmern, Lungenhochdruck oder Herzversagen entstehen. Daher sollte eine Herzklappeninsuffizienz so schnell wie möglich diagnostiziert und ärztlich behandelt werden.
Leichte Verläufe lassen sich durchaus erfolgreich mit Medikamenten behandeln. Aber, auch wenn eine medikamentöse Therapie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und lindern kann, so behandelt sie nicht deren Ursache.
Bei schweren Erkrankungen der Mitral- und Trikuspidalklappe ist ein chirurgischer Eingriff am offenen Herzen notwendig.
Für defekte Herzklappe stehen zwei Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung: Eine chirurgische und eine Transkatheter-Reparatur. Allerdings sind nicht alle Patienten für einen Eingriff am offenen Herzen stabil genug. Diesen Patienten kann durch weniger invasive Eingriffe mit Transkathetermethoden geholfen werden, bei denen der Brustkorb des Patienten nicht geöffnet werden muss oder die Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine erforderlich ist. Die Transkatheterbehandlung bedeutet auch, dass die Patienten nur wenige Tage im Krankenhaus verbringen und schneller wieder in ihr normales Leben zurückkehren können.
Seit Kurzem stehen für die Reparatur einer defekten Mitral- oder Trikuspidalklappe auch minimal-invasive, kathetergestützte Verfahren zur Verfügung. So wird z.B. bei der Therapiemethode PASCAL-System ein Katheter über eine Vene zum Herzen geführt und durch die Implantation eines Platzhalters erfolgt dann die Reparatur der Mitral- oder Trikuspidalklappe. Im Unterschied zu einer großen OP schlägt das Herz während der Behandlung die ganze Zeit weiter und es sind keine Einschnitte im Brustbereich notwendig.
Ob ein Patient für das PASCAL-System in Frage kommt oder ob eine große Herzoperation die geeignetere Therapieoption ist, entscheidet ein Team aus Kardiologen, Kardiochirurgen und Anästhesisten. Ausschlaggebend ist neben den wissenschaftlichen Leitlinien auch das individuelle Risikoprofil des Patienten.
Herzinsuffizienz
Blutkreislauf
Herzkatheter