Die Hormone der Schilddrüse bestimmen die Betriebstemperatur des Stoffwechsels. Bei einem Mangel kommt es zu Abgeschlagenheit, Gedächtnisschwäche, depressiven Verstimmungen, Haarausfall, Verstopfung und Gewichtszunahme. Eine Überfunktion geht mit übermäßigem Schwitzen, Ruhelosigkeit und Durchfällen einher. Der Blutdruck steigt, der Herzschlag beschleunigt und bei einigen Menschen kommt es zu Herzrhythmusstörungen. “Die Risiken für Herz und Kreislauf sind bekannt, weshalb allen Menschen mit Überfunktion dringend zu einer Behandlung geraten wird“, sagt der BDN-Vorsitzende Professor Dr. med. Detlef Moka.
Wann genau eine Überfunktion der Schilddrüse vorliegt, ist auch unter Experten umstritten. Als Gradmesser gilt die Konzentration des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH). Es wird von der Hirnanhangdrüse gebildet und steigert in der Schilddrüse die Produktion des Hormons T4. Zwischen beiden Hormonen existiert eine negative Rückkoppelung… Bisher galten beim Erwachsenen TSH-Werte bis 4,0 mU/l als sicher. Doch neue Untersuchungsergebnisse aus den Niederlanden lassen hieran Zweifel aufkommen.
Dr. med. Layal Chaker von der Erasmus Universität in Rotterdam hat die Daten von 10.318 Einwohnern ausgewertet, die im Rahmen der Rotterdam Studie regelmäßig beobachtet werden. In den ersten neun Jahren starben 261 Teilnehmer an einem plötzlichen Herztod, der in der Regel Folge einer Herzrhythmusstörung ist. „Darunter waren auffällig viele Menschen mit leicht niedrigen TSH-Werten“, erläutert Mokka…
Auch wenn die Studie nicht beweisen kann, dass eine Behandlung das Risiko der Betroffenen vermindert – dies müsste in einer weiteren Studie gezeigt werden –, sind die Ergebnisse … aus zwei Gründen besorgniserregend. Zum einen man überlegen, wie Menschen mit latenter Überfunktion der Schilddrüse besser geschützt werden können.,, Konsequenzen dürften die Erkenntnisse aber auch für Menschen haben, die wegen einer Unterfunktion mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden.
Funktionstests der Schilddrüse sind ein wichtiges Einsatzgebiet von Nuklearmedizinern. Mit der Szintigraphie können sie klären, ob Knoten in der Schilddrüse für eine Überfunktion verantwortlich sind. Die Behandlung kann dann mit radioaktiv markiertem Jod erfolgen, das sich in der Schilddrüse anreichert und die Hormonbildung auf Dauer unterdrückt.