Kann die Myrte neben ihrer antibakteriellen, entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkung auch Krebs zu besiegen? Diese Frage beschäftigte das Forscherteam um Oliver Werz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und veranlasste sie, die genaue Wirkungsweise des immergrünen Strauches zu erforschen. Schnell stellte man fest, dass die im Mittelmeerraum beheimatete Myrte äußerst selektiv beim Zellangriff vorgeht und lediglich die bösartigen Zellen attackiert. Und nun gelang den Forschern aus Jena ein weiterer Meilenstein: Sie entschlüsselten die Funktionsweise des Wunderstrauchs!
Doch was genau ist Myrte eigentlich? Eigentlich doch nur ein völlig unscheinbares Strauchgewächs, welches sich wuchernd von den Kanaren über den gesamten Mittelmeerraum bis zum östlichen Zentralasien verbreitete. Doch weit gefehlt! Unter dem lateinischen Namen Myrtus communis spielte das Gewächs bereits in der griechischen Mythologie eine herausragende Rolle. So galten beispielsweise Myrtenzweige als Symbol der Jungfräulichkeit, Lebenskraft und vieler gesunder Kinder. Heute hingegen finden das Kraut eher Anwendung in der homöopathischen Medizin und in der Küche – hier hauptsächlich als Gewürz für Fleisch und Fisch sowie in der Likörherstellung.
Tatsächlich ist ein breiteres Anwendungsgebiet eher in der Medizin zu finden, wie es die neuesten Forschungsergebnisse zeigen. Vor dem Hintergrund, dass Krebszellen für das Wachstum bekanntermaßen besonders auf die Energiezufuhr angewiesen sind, setzte man genau an dieser Stelle den Hebel an. Bis war lediglich bekannt, dass Myrtucommulon – der Wirkstoff der Myrte-Pflanze – genau diese energieliefernden Zellen (Mitochondrien) bekämpft, und somit die Energiezufuhr für weitere Zellteilungen unterbrochen wird. Völlig unklar war jedoch, welche Proteine der Mitochondrien mit den Krebszellen reagieren.
Nach einiger Überlegung kamen die Forscher auf die Idee, eben diesen Proteinen eine Falle zu stellen, ganz im Stile eines Anglers, der einen Wurm als Köder ins Wasser hält und auf den Biss des Fisches wartet. Es wurde somit ein Versuch aufgebaut, bei dem Myrtucommulon als Köder diente – ein Mitochondrium sollte das Wasser darstellen, indem sich Fische, alias Proteine tummeln.
Nach diversen Analysen stellte sich nun heraus, dass ein Hitzeschockprotein namens Hsp60 den Köder angenommen hat. Dieses gehört der Gruppe der Chaperon-Proteine an. Durch diese Erkenntnis ergab sich die gesuchte Wirkungsweise, da diese besondere Art der Chaperone wiederum andere, den Mitochondrien zugehörenden, Proteine schützen! Auf diese Weise, so der Forscher Oliver Werz, verhindern diese einen möglichen Zellstress! Schaltet man diese aus, könne man die Energielieferung außer Gefecht setzen.
Ein weiteres Ergebnis lieferte die Studie dahingehend, dass die Forscher die beiden Proteine ausfindig machen konnten, die durch Hsp60 geschützt werden – LOPN und LRP30! Sie fördern nachweislich das Tumorwachstum. Allerdings war bislang unbekannt, dass diese von Hsp60 bewacht werden!
Weitere Studien sollen nunmehr weiteren Aufschluss über die Bedeutung vom Hsp60 im Zusammenhang des Hitzeschockproteins und der Krebsentstehung bringen.
Möglicherweise stehen mittelfristig damit die lang erhofften Medikamente zur effektiven Krebsbekämpfung mit einem Minimum an Nebenwirkungen zur Verfügung!
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