Pongau, Salzburger Land: Jemand hat es „landschaftlicher Lustrausch“ genannt. Wahnsinnig verliebt sind wir in die Gegend schon sehr lange. Mehrfach wanderten wir bereits auf Teilen des Salzburger Almenwegs mit seinen insgesamt 25 Etappen und 120 Almen auf 350 Kilometern. Heuer nehmen wir Etappe 14 und 15 unter die Sohlen – von Hütten zu Gipfelkreuzen, von Erlebniswelten zu kulinarischen Höhepunkten. Und alles – kein Schmarrn – bei Kaiserwetter!
Nein, das Auto bleibt dieses Mal im Carport. Das Alpendorf St. Johann ist bestens mit dem Zug erreichbar. Zur Bergbahn fährt außerdem ein Bus. Mitten im Ort: das Aktivhotel Alpendorf. Wir beginnen unseren Kurzurlaub mit Verwöhnen – zuerst im Wellnessbereich beim Blick auf diese majestätische Bergwelt, danach bei kulinarischen Gipfeln im Hotelrestaurant.
Wir frühstücken reichhaltig, denn es kommt was auf uns zu. Nach wenigen Gehminuten erreichen wir die Gondelbahn Alpendorf und können uns an der Landschaft kaum sattsehen. An der Bergstation steigen wir in den sogenannten Geisterzug. Von einem Traktor gezogen, tuckert er uns zum Erlebnispark Geisterberg auf dem Gernkogel mit Berggeistern, Rutschen und Klettertürmen. Ein Kinderparadies mit Wahnsinns-Panorama.
Nun aber: Vorbei mit Ruhe, Wanderschuhe! Vom Gernkogel geht es leicht bergauf, vorbei an der Haiberalm und dem Speichersee Gsteng. Dann wird es steiler: Der Steig führt uns hinauf zum Sonntagskogel auf 1.849 Metern, zu unserem ersten heutigen Gipfelkreuz.
Geht’s bergab zur nächsten Bergspitze? Ja, auch das gibt es. Wir steigen hinunter zum 1.695 Meter hohen Auhofalmsattel – und dann wieder fleißig bergauf. Am Vorgipfel zum Kitzstein: ein Kraftplatz. Ein kosmisches Kreuz. Ein Baum, dessen Äste mehrere Kreuze bilden. 12 Holzpflöcke rings um den Baum symbolisieren die Apostel. Wir tanken Kraft, denn die werden wir noch brauchen. Der folgende Aufstieg ist zwar kurz, hat’s aber in sich: Wir müssen trittsicher und schwindelfrei sein. Schwitzend erreichen wir Gipfel Nummer zwei, den Kitzstein (Gabel) auf 2.037 Metern.
26 Grad, Sonne pur, Schweißperlen, aber welch ein Traumpanorama! Weiter ziehen wir auf der Wanderachterbahn, erst bergab, dann wieder hoch zum dritten Gipfel, dem Penkkopf auf 2.011 Metern. Inzwischen leert sich die Wasserflasche im Rucksack beängstigend. Gut, dass es jetzt erstmal bergab geht zur Einkehr in der Kleinarler Hütte. Hüttenwirt Alois Langegger verwöhnt uns himmlisch mit kalten Jausen und warmen Schmankerln. Darunter Hüttenklassikern wie Kaspressknödelsuppe oder Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster … welch ein Schlemmen!
Gut für schwere Beine: Jetzt geht es locker hinab nach Kleinarl ins Wanderhotel Guggenberger. Seit 1897 in Familienbesitz, da fühlen wir uns gleich wie zuhause. Sofort zieht es uns in den Wellnessbereich zum Muskeln Entspannen. Und dann erst das Abendessen! Regionale Spezialitäten nach Uromas Familienrezepten? Oder Schmankerl aus aller Welt? Wir können uns kaum entscheiden und würden am liebsten gleich alles probieren. Übrigens führen das Hotel und seine Küche mit ihren saisonalen und regionalen Zutaten das österreichische Umweltzeichen. Man verweilt guten Gewissens.
Hinter der Pfarrkirche Kleinarl, bergauf wandernd, ein Bäume-Déja-vu: Eine Infotafel weist den Weg zum Lehrpfad „Kraft der Bäume“. Unser Weg führt aus dem Ort heraus, durch den schroffen Steinkargraben und den schattigen Lärchenwald. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichen wir die bewirtschaftete Steinkaralm auf 1.700 Metern. Zur kleinen Jause-Pause.
Weiter bergauf. Vorbei an der zertifizierten Almsommerhütte Weißenhofalm, dann am Fuße des Wildbühels und Mooskopfs entlang und hinauf auf den 1.923 Meter hohen Ahornkarkopf. Ein Panorama-Rausch! Weiter stiefeln wir an der Westflanke von Saukarkopf und Saukarfunkel – welch unverdiente Namen – entlang und blicken hinauf auf beide Zweitausender. Und dann noch ein paar Höhenmeter rauf: ein kurzes Päuschen und ein Selfie unterm Gipfelkreuz des Grießenkarecks auf 1.991 Metern.
Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bergab zu unserem Übernachtungs-Ziel, dem Alpengasthof Kogelalm von Familie Eschbacher auf 1.850 Metern. Herrlich mitten im Wandergebiet gelegen! Die Hausherrin bekocht uns persönlich mit frischen regionalen Köstlichkeiten. Zum Nachtisch verzaubert uns die Hüttenwirtin mit ihrem unnachahmlichen Topfenknöderl. Dieser Abend wird noch lang – mit hausgemachten Obstbränden. Er endet zünftig und bettschwer beim hauseigenen warmen Eierlikör mit Schlagobers!
Diese Ruhe in den Bergen … kein Auto, kein Lärm, herrlich. Augenreiben, Gähnen, ein Blick aus dem Fenster? Wow … Wir zitieren einen Reiseführer: „Dort, wo die Berggipfel zum Greifen nah sind, wird jeder Sonnenaufgang zum beeindruckenden Erlebnis“. Und wie!
Dieser fantastische Ausblick erleichtert uns das etwas mühevolle Aufstehen nach dem schier endlosen Obstbrände- und Eierlikör-Abend. Richtig wach sind wir nach dem herzhaften Hütt’n-Frühstück auf der Sonnenterrasse. Was für ein Rundblick!
Gut für die schweren Beine: der jetzt noch verbleibende, zirka einstündige Abstieg nach Wagrain. Wir besuchen das Bauernhofmuseum Edelweißalm. Ein authentisches Zeitreise-Erlebnis. Beim Anblick der historischen Gerätschaften erahnen wir das harte Leben einstiger Bergbauern. Eine weitgehend original erhaltene Mühle lässt uns die historische Technik bewundern.
Wir müssen an den Kinofilm „Zurück in die Zukunft, Teil drei“, denken: Doc Brown mit seiner Zeitmaschine mitten im 19. Jahrhundert! Wir erleben jedenfalls ein sprichwörtliches „Zurück zu unseren Wurzeln“. Wieder in der Jetztzeit, fährt uns ein Bus zum Ausgangsort unserer Wandertage, dem Alpendorf St. Johann.
Ja, wir kommen wieder hierher, da sind wir uns einig. Schließlich warten noch Etappen auf uns! Und die werden wir online planen, denn: Ab November 2023 lassen sich die Wanderungen auf dem Salzburger Almenweg individuell zusammenstellen und buchen auf Bookyourtrail, dem Buchungsportal von Trail Angels.
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