Kleine Wunden - große Wirkung. Entstanden beim Nägel schneiden, bei der Gartenarbeit, oder beim Spiel mit dem Haustier oder Kindern, für Menschen mit künstlichen Hüft- oder Kniegelenken heißt das ohne wenn und aber: Sofort fachgerecht desinfizieren und den weiteren Heilungsverlauf im Auge zu behalten. Treten Beschwerden wie Rötung und Schwellung des Gelenks und vor allem anhaltende Belastungsschmerzen auf, sollten diese umgehend vom Arzt abgeklärt werden. Denn eine realistische Chance, die Infektion durch Antibiotika in den Griff zu bekommen, besteht nur in den ersten drei Wochen nach Beginn der Symptome.
Normalerweise schützt das Immunsystem den Körper vor einer Ausbreitung von Infekten und eliminiert Keime, die über den Blutweg streuen. Ein Implantat ist jedoch ein unbelebter Fremdkörper. Er kann sich nicht selbst vor der Besiedelung mit Bakterien schützen.
Noch immer zählen Infektionen an künstlichen Hüft- oder Kniegelenken zu den gefürchtetsten Komplikationen in der Endoprothetik. Auch noch Jahrzehnte nach der Implantation können sie völlig unerwartet auftreten – und ziehen oft langwierige und aufwendige Behandlungen mit mehreren Operationen nach sich. Denn Erreger aus einem Infektherd können sich über die Blutbahn auf das Implantat ausbreiten und dort vermehren. Träger von Gelenkprothesen sollten deshalb jedwede Infektion und Entzündung ernst nehmen und sich im Zweifel ärztlich beraten lassen, empfiehlt die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik.
Mit etwa 440 000 Implantationen im Jahr gelten Hüft- und Knieprothesen als sichere und höchst erfolgreiche Maßnahmen zur Wiederherstellung von Schmerzfreiheit, Mobilität und sozialer Teilhabe. Dennoch erleiden etwa 0,5 bis zwei Prozent aller Patienten eine sogenannte periprothetische Infektion ihres Hüft- oder Kniegelenks. Diese durch Bakterien verursachte Besiedelung kann bereits kurz nach der Operation als auch Monate bis Jahre danach auftreten und rufen eine Entzündung in der Implantatumgebung hervor. Im Laufe der Zeit löst sich der prothesentragende Knochen auf, Schmerzen und eine Lockerung des künstlichen Gelenks sind die Folge.
Eine weitere Ursache für auslösende Implantat-Infekte ist die Zirkulation von Erregern im Blut, zum Beispiel durch größere Entzündungen, etwa von Blase oder Lunge. Als weitere mögliche Ursachen kommen aber auch Bakterienquellen wie offene Beine (Durchblutungsstörungen), eine blutig verlaufende Zahnbehandlung, eine Darmspiegelung, bei der Polypen abgetragen werden, oder aber auch eine eher unscheinbare häusliche Verletzung. Auch Fremdkörper, wie etwa künstliche Herzklappen, die sich infiziert haben, können Keime auf die Gelenkprothese verschleppen.