Ob künstliche Süßstoffe schädliche Auswirkungen haben, wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Im Dezember 2020 erschien im Journal of the American College of Cardiology das Ergebnis einer Jahre andauernden Kohortenstudie1 französischer Autoren, welche bei Genuß von Getränken sowohl mit Zucker als auch mit künstlichen Süßstoffen ein gesteigertes kardiovaskuläres Risiko nachweist. 105.000 Personen waren in der NutriNet-Santé Kohortenstudie eingeschlossen, darunter 78% Frauen, mittleres Ausgangsalter 43 Jahre, die über rund 6.6 Jahre kontrolliert wurden. Das Herzkreislauf-Risiko war bei den Studienteilnehmerinnen bei zuckerhaltigen Getränken um 20%, bei künstlichen Süßstoffen sogar um 32% höher als bei Personen, die keine süßen Getränke konsumierten.
Der Genuß von mit Zucker gesüßten Getränken (5% oder mehr) sowie von Fruchtsäften oder von Getränken mit künstlichen Süßstoffen (auch Stevia) wurde durch Selbstangabe erfasst. Das gesundheitliche Outcome wurde von Untersuchern erhoben. Die Studienärzte stellten bei 1379 Erstmanifestationen von Schlaganfällen, transitorisch ischämischen Attacken, Herzinfarkten, akuten Koronarsyndromen und Angioplastien von 2009-2019 in der Kohorte fest.
Berücksichtigt wurden bei der Studie mögliche Einflussfaktoren wie etwa Essverhalten, demographischer und gesundheitlicher Art.
Die Studienärzte betonen, das künstlich gesüßte Getränke wohl kein gesünderer Ersatz für solche mit Zuckerzusatz seien. Studien wiesen darauf hin, dass eine Glukosetoleranzstörung durch künstliche Süßstoffe über eine Veränderung des Darm-Mikrobioms erfolgen könnte. Es seien aber größere Studien nötig, um zu klären, warum dadurch auch das kardiovaskuläre Risiko steigen könnte.
Quelle: Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (Prof. Helmut Schatz, Bochum)
Eloi Chazelas et al.: Artificially Sweetened Drinks May Not Be Heart Healthier Than Sugary Drinks. Research Letter; Journal of the American College of Cardiology. Oct 26, 2020. ↩