Zur Vermarktung vom Semaglutid von dem Pharmaunternehmen Novo Nordisk gibt die Deutsche Gesellschaft für Endkokrinoligie heute folgende Presasemeldung heraus:
“Im Blogbeitrag vom 25. April 2023 wurde berichtet, dass der GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid, ein Diabetesmedikament, zunehmend auch bei Nicht-Diabetikern erfolgreich zur Gewichtsreduktion eingesetzt wird, wofür es jetzt auch zugelassen ist (1). Durch den breiten Gebrauch zur allgemeinen Gewichtsreduktion sind bereits Engpässe in der Versorgung von Diabetespatienten entstanden. Eine neue Metaanalyse hatte auch ein erhöhtes Risiko an diabetischer Retinopathie unter Semaglutid ergeben.
Wie in der britischen Zeitschrift “Observer“ am 12.3.2023 (2) , dem österreichischen „Standard“ und anderen, auch medizinischen Journalen zu lesen war, hatte die Firma Novo Nordisk schon bei der Bewerbung ihres Diabetesmedikamentes Liraglutid, eines anderen ihrer GLP-1-Rezeptoragonisten, das als Saxenda ebenfalls zur Gewichtsreduktion bei Nicht-Diabetikern zugelassen ist, ihr Sponsoring bei online-Trainingskursen nicht offengelegt, im Unterschied zu Konkurrenzprodukten. Auch hätten Hinweise auf Risiken des Medikaments gefehlt.
Nun wird Novo Nordisk erneut wegen fehlender Transparenz bei der Bewerbung von Semaglutid (Ozempic, in höherer Dosierung: Wegovy) sowie wegen Zahlungen an Key Opinion Leaders (Meinungsbildner) kritisiert, die Firma wurde deshalb sogar vom britischen Verband der Pharmaindustrie ausgeschlossen. In Großbritannien hatte Novo Nordisk in drei Jahren ~25 Millionen Euro an Meinungsbildner gezahlt, die Semaglutid als „Game changer“ vorgestellt haben. Wegovy ist in den USA und der EU zur Gewichtsreduktion auch bei Nichtdiabetikern zugelassen, steht aber in Deutschland nicht zur Verfügung. Grund für die jetzigen Lieferschwierigkeiten von Semaglutid in Deutschland, insbesondere als Ozempic zur Diabetesbehandlung, ist offenbar die „hohe Nachfrage“. Diese könnte bis Ende 2023 dauern.
In der deutschen Laienpresse wie etwa BILD AM SONNTAG, WELT, ZEIT u.a. )wurde Semaglutid als „Abnehmspritze“ oder „Fett-Weg-Spritze“ breit besprochen. Elon Musk und Kim Kardashian haben es, wie werbewirksam berichtet wird, angewendet”.
Wissenschaftlich-fachlich hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie das Thema Semaglutid – Gewichtsabnahme in einer Pressemitteilung behandelt.
“Man wird sehen, wie die Entwicklung weitergeht, ob nach längerer Zeit bisher nicht bekannte Nebenwirkungen auftreten und ob bzw. wie anhaltend die Gewichtseffekte sind. Erste Resultate lassen annehmen, dass es bei Semaglutid ähnlich geht wie bei anderen Anti-Obesity- Drugs, solle nicht eisern der Lebensstil geändert werden, was leider nur selten der Fall ist.
Neben Liraglutid und Semaglutid steht bereits ein weiteres Anti-Obesitas-Medikament in den Startlöchern, das Tirzepatid von Lilly (SURMONT-1-Studie). Darüber wurde im DGE-Blog am 6. Mai 2022 berichtet. Für Diabetes ist es bereits zugelassen (Handelsname: Mounjaro). Tirzepatid ist eine Kombination aus einem GLP-1 (Glukagon-Like Peptide-1) – und GIP (=Glukoseabhängiges Insulinotropes Polypeptid / Gastric Inhibitory Polypeptide) – Rezeptoragonisten , also ein „Twincretin“, einer neuen Klasse von Diabetesmedikamenten. Damit wurden auch bei Nicht-Diabetikern starke Gewichtsreduktionen erzielt, wenn auch mit einer erheblichen Rate an Nebeneffekten. Dass es hier nach Absetzen ebenfalls zu einem Rebound kommt, kann angenommen werden. Der Jo-jo-Effekt läßt grüßen!”
Quelle PM 5-23, DGE
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